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Praktische Tipps zur Senkung des Krankenstandes

Krankenstand: Das sollten Unternehmen wissen

  • Welche Auswirkungen hat die Verringerung der Krankenstände auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen?
  • Welche Ursachen können hohe Krankenstände haben?
  • Wie kann betriebliches Gesundheitsmanagement die Personalkosten merklich reduzieren?
  • Welche Maßnahmen gibt es sonst noch um Krankenstände wirksam zu senken?

Hohe Krankenstände = hohe Kosten

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Die Krankenstände belasten die Kostenstruktur eines Unternehmens erheblich. Dabei geht es nicht nur um originäre Kosten für die Lohnfortzahlung, sondern auch um die, die durch die Störungen der Arbeitsprozesse entstehen und natürlich Umsatzausfälle.  Bei längeren krankheitsbedingten Fehlzeiten entstehen zudem Einarbeitungskosten für neue Mitarbeiter und ein genereller Verlust an Kompetenz, insbesondere dann, wenn es sich um Mitarbeiter mit Schlüsselqualifikationen handelt.

Die Kosten für Fehlzeiten richten sich nach der jeweiligen Personalkostenstruktur. Bei einem Unternehmen mit 500 Mitarbeitern und durchschnittlichen Personalkosten in der Höhe von 40 TEUR pro Jahr betragen die direkten Kosten bei einem Krankenstand von 5% innerhalb der Lohnfortzahlung 1.000 TEUR p.a. Bei einer Reduzierung um 1% Punkt würde sich eine Einsparung von 200 TEUR p.a. ergeben.  In Branchen mit kleinen Gewinnmargen macht das schon einen Unterschied bei der Preisgestaltung und damit bei der Wettbewerbsfähigkeit aus.

Bei dieser Rechnung bleiben die indirekten Kosten unberücksichtigt. Diese sind schwer zu beziffern, dürfen aber nicht vernachlässigt werden. Insgesamt leidet die Produktivität mit einhergehenden Liefer- bzw. Leistungs- und Qualitätsproblemen. Das führt zu einer Verschlechterung der Kundenzufriedenheit und Imageverlusten.  Auch diese verdeckten Kosten von hohen Krankenständen wirken sich negativ auf die Gewinn- und Verlustrechnung aus.

Generelle Ursachen für hohe Krankenstände in Unternehmen

Eine der wichtigsten Ursachen für hohe Krankenstände ist die mangelhafte Führungskultur. Gut geführte Mitarbeiter sind in der Regel gut motiviert und „feiern“ deshalb weniger krank. Wichtig für die Motivation ist, dass die Menschen einen Sinn in ihrer Arbeit sehen. Sinn ist das Surrogat für Motivation. Sinn generiert man unter anderem durch einen wertschätzenden und respektvollen Umgang. Wer mit seiner Arbeit anerkannt und in der Gruppe akzeptiert ist, fühlt sich wohl und ist motiviert. Dieses Gefühl zu vermitteln, ist eine originäre Führungsaufgabe auf allen Ebenen.

Auch die Arbeitsbedingungen spielen naturgemäß eine große Rolle. Darauf müssen die Maßnahmen zu Erhaltung der Gesundheit im Einzelnen zugeschnitten werden. Selbstverständlich hat der demographische Wandel einen Einfluss auf die Krankenstände. Tendenziell steigt der Altersdurchschnitt in allen Unternehmen an. Eine altersgerechtere Arbeitsorganisation ist wesentlicher Bestandteil eines Gesundheitsmanagements. Zudem erhöht sich durch hohe Krankenstände die Arbeitsbelastung der gesunden Mitarbeiter. Die müssen Überstunden leisten, um die Ausfälle zu kompensieren. Dies führt, wenn es dauerhaft ist, zu einer Überbelastung und zu wiederum steigenden Krankenständen. Ein Teufelskreis!

Ein weiterer Aspekt sind auch „neue“ Krankheitsbilder, wie Burn Out und sonstige psychische Erkrankungen, die oftmals auch zu sehr langen Fehlzeiten führen, da eine Heilung nur durch entsprechende Rehabilitationen möglich ist. Es ist wichtig, dass die Unternehmensführung dem durch geeignete Maßnahmen, die im Rahmen eines BGM Prozesses erarbeitet werden, entgegenwirkt.

Analyse der Krankenstände

Um die Krankenstände zu senken, ist zunächst eine detaillierte Strukturanalyse erforderlich.

Folgende Cluster können z.B. gebildet werden:

  • Altersgruppen
  • Beschäftigtengruppen (Arbeiter/Angestellte)
  • Funktionen
  • Art der Krankheiten (über die Krankenkasse)
  • Dauerkranke (außerhalb der Lohnfortzahlung)
  • Mitarbeiter mit hohem Krankenstand im Jahresdurchschnitt innerhalb der Lohnfortzahlung

Darüber hinaus ist die Analyse der Häufigkeitsverteilung zu empfehlen. Diese Analyse wird typischerweise ergeben, dass der weitaus größte Teil der Beschäftigten (70% +/-) völlig unauffällig ist. 30% +/- sind überproportional häufig krank, davon haben etwa 5%  extrem hohe Krankenstände.

Diese Analyse ist die Voraussetzung, um die richtigen Maßnahmen zur Senkung des Krankenstandes zu entwickeln.

Vorschläge für Maßnahmen zur Senkung des Krankenstandes

Krankenrückkehrgespräche

Die Durchführung von Rückkehrgesprächen ist obligatorisch. Sie sind von Vorgesetzten zu führen, die entsprechend geschult sind. Die Kontrolle erfolgt durch die Personalabteilung mit einem formalen Ablauf.

Intensives Monitoring der Gruppe von Mitarbeitern mit sehr hohen Krankenständen durch die Personalabteilung

Diese Gruppe bedarf einer besonderen Betreuung. Das geht deutlich über das betriebliche Eingliederungsmanagement hinaus. Es geht darum, dass die Personalabteilung durch Gespräche herausfindet, welche Probleme zu den hohen Ausfallzeiten führen und wie diese abgestellt werden können. Dies ist ein permanenter Prozess. Er kann auch dazu führen, dass man sich einvernehmlich trennt oder in Einzelfällen Kündigungen ausspricht. Oftmals kann das Unternehmen bei Anträgen für eine Erwerbsminderungsrente unterstützen.

Krankheitsbedingte Kündigungen

Beschäftigte, die das Vertrauen des Unternehmens durch häufige Fehltage, ohne dass ein echtes Krankheitsbild erkennbar ist, missbrauchen, sollten krankheitsbedingt gekündigt werden. Hier ist ein konsequentes Vorgehen erforderlich, auch wenn diese Maßnahme nicht in jedem Einzelfall zum Erfolg führt. Wichtig ist hier das Signal in die Belegschaft, dass die Unternehmensleitung Fehlverhalten nicht duldet. Betriebsräte müssen eng eingebunden werden.

Prämien für geringe Fehlzeiten

Hierbei handelt es sich um ein Anreizsystem, dass sich an einer festzulegenden Zahl an Fehltagen orientiert. Dies kann in das jährliche Prämiensystem integriert werden. Prämienzahlungen sind zum Teil tariflich vorgegeben.

Durchführung einer Belastungsanalyse der Tätigkeiten bzw. Dienstpläne

Diese sehr aufwendige Maßnahme dient einer gerechteren Arbeitsorganisation bzw. Dienstzuteilung. Wenn es sich beispielsweise um einen Schichtbetrieb (7days/24hours) handelt, dann könnte man in leichtere, mittelschwere und schwere Schichten unterscheiden und diese dann gerecht und von der Belastung her ausgewogen auf die betroffenen Mitarbeiter verteilen. Die Zuteilung muss nachvollziehbar erfolgen. Hierbei kann eine altersbezogene Komponente berücksichtigt werden. Das kann bedeuten, ältere Mitarbeiter übernehmen beispielsweise keine sehr belastenden Aufgaben mehr.  Insbesondere in einem Schichtbetrieb kann man sich durchaus vorstellen, dass sich die Mitarbeiter bis zu einem gewissen Grad die Dienstzeiten „aussuchen“ können. Das erhöht die Selbstbestimmtheit und ist motivationsfördernd.

Darüber hinaus sollte bei der Arbeitsorganisation in jedem Fall Rücksicht auf wichtige Termine der Mitarbeiter genommen werden (beispielsweise Familienfeste, Urlaubszeiten etc.). Hier gibt es eine Menge Potenzial, um unnötigen Frust und damit Fehltage zu vermeiden.

Einführung von Lebensarbeitszeitkonten

Hierbei geht es um die Übertragung von Überstunden, die im Laufe eines Arbeitslebens geleistet wurden, in ein Lebensarbeitszeitkonto, damit man früher als gesetzlich vorgeschrieben in den Ruhestand gehen kann.  Diese Maßnahme führt zur Senkung des Altersdurchschnitts und damit des Krankenstandes.

Externe Dienstleister als Ansprechpartner für Mitarbeiter in schwierigen Lebenslagen

Es gibt private Lebenslagen, die man ohne Unterstützung nicht meistern kann. Die führen häufig dazu, dass Mitarbeiter sich krankmelden, um sich darum zu kümmern. Es gibt Dienstleister, die darauf spezialisiert sind und in sehr vielen privaten und familiären Konfliktlagen helfen können.

Einführung eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagementsystems (BGM)

Der durch den demographischen Wandel und die Erhöhung des Renteneintrittsalters bedingte Anstieg des Altersdurchschnitts führt zu einem Umdenken in den Unternehmen. Es wird somit immer wichtiger, die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter länger aufrechtzuerhalten. Die Einführung eines BGM ist ein komplexer Prozess, der Zeit braucht und bei dem sich die Unternehmen Hilfe von außen holen sollten. Es ist eine ganzheitliche Bertachtungsweise erforderlich, bei dem alle Bereiche einbezogen werden. Der BGM Prozess beginnt zunächst mit einer einfachen Befragung im Unternehmen, bei der herausgearbeitet werden soll, „wo der Schuh drückt“. Dann werden in Projektgruppen Maßnahmen gemeinsam erarbeitet.

Wichtig ist zudem, dass bei allen Maßnahmen die Arbeitnehmervertreter mit „im Boot“ sind, um die Erfolgswahrscheinlichkeit zu verbessern. Es handelt sich in der Regel um mitbestimmungspflichtige Sachverhalte.

Limburg Consulting arbeitet mit der Krankenkasse VIACTIV im Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement zusammen. Experten aus beiden Unternehmen können Sie dabei unterstützen, ein funktionierendes BGM einzuführen. Diese Investition wird sich für Sie lohnen. Wenn Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter in den Fokus Ihres Interesses stellen, senken Sie die Krankenstände und damit die Kosten des Unternehmens und erhöhen damit die Wettbewerbsfähigkeit.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch: Das Land NRW fördert im Rahmen der Potenzialberatung auch die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements.